Freitag, 28. April 2017

Vom Traum zur Wirklichkeit - Goethe und die Magie

MAGIE
„In dem Augenblick, in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorsehung auch.
Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen wären, geschehen, um einem zu helfen.
Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt durch die Entscheidung, und er sorgt zu den eigenen Gunsten für zahlreiche unvorhergesehene Zufälle, Begegnungen und materielle Hilfen, die sich kein Mensch vorher je so erträumt haben könnte.
Was immer Du kannst, oder dir vorstellst, dass du es kannst, beginne es.
Kühnheit trägt Genius, Macht und Magie.
Beginne jetzt!
 Goethe 


Dieses Zitat von Goethe entdeckte ich gestern auf Sheepys Blog und ich erlaube mir, es heute auch für mein Blog zu verwenden. Denn ... es passt zu 100% auch hierher! (Okay für Dich, Kerstin, dass ich das Zitat und die Freude daran mit Dir teile?)
Denn - wie kam es zu meinen Ideen, die ich hier in ihrer Verwirklichung zeige? 
Am Anfang war immer ein Traum. Außerdem der Wille, alles auf eine Karte zu setzen, mich nicht mehr mit vielen verschiedenen Dingen zu verzetteln, nicht mehr in der Vielfalt zu ertrinken, in der ich die Orientierung verliere.
Ich verschrieb mich "endgültig einer Aufgabe" (wie Eva am Nordkap). Und damit kam die Bewegung der Vorsehung in Gang. 
Drucke gelangen so gut, dass ich sogar die Proben verwenden konnte. Stoffe flogen mir zu, weil ich meine Projekte überall zeigte. Es kamen Krawatten aus dem Nachlass eines Herrn, es kamen Reste von Mitnäherinnen, es kamen Aufträge, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Aufträge, die mir die Freiheit der Gestaltung ließen, die aus meinen Träumen auftauchten. 
Ich bin glücklich, dass ich so kühn war, "begonnen zu haben".
Und ich beginne mit jedem Tag in meinen Werkstätten neu.
Denn: Die Welt der Träume ist die Welt der Unendlichkeit! So kann die Ideenwelt niemals versiegen.

Rêvant-Uli bleibt am Ball ... 😉

Kosmetiktücherbox mit Spiralen

Bereits Ende März habe ich eine zweite Hülle für eine Kosmetiktücherbox hergestellt, die ich heute zeigen möchte. Die Tücherbox steht in der Küche neben einem weißen Krug, der mit gelben Spiralen bemalt ist. Dazu soll die Box passen. Also geht es ab in den Keller in meine Druckwerkstatt.

Dort mische ich mir auf meiner Glaspalette zuerst die Farbe, die zu den gelben Spiralen passt.


Als Stempel benutze ich wieder die zuvor schon verwendete Spirale, außerdem einen Stempel mit kurzen Streifen und einen kleinen Schaumstoffstempel, der Punkte drucken soll. 



Der Stoff, von dem ich ja nicht viel brauche, ist schnell bedruckt. Zum Trocknen hänge ich ihn vor einen Heizlüfter, denn ich will ihn bald zum Nähen verwenden. Vor dem Verarbeiten wird er richtig heiß gebügelt, so dass die Farbe fixiert ist und der Stoff auch gewaschen werden kann.

Als Druckunterlage habe ich wieder den fein gestreiften BW-Stoff verwendet, aus dem ich schon die erste Wendehülle fürs Bad genäht habe.
 


So sieht die fertige Hülle dieses Mal aus:



Für die Innenseite habe ich einen Blümchenstoff verwendet, den ich in der Restekiste unserer "Nähstube" fand, in der ich mich wöchentlich mit anderen Hobbynäherinnen treffe. Wir tauschen immer wieder Reststoffe aus.

Da die Hülle eine Wendehülle ist, kann man sie auch mal mit Blümchenstoff verwenden, wenn man Lust hat.





Ein kleines Geschenk - von gestern auf heute

Die nette Verkäuferin aus unserem Zeitschriftengeschäft hatte heute ihren letzten Arbeitstag. Sie geht in die wohlverdiente Rente nach 51 (!) Arbeitsjahren. Ich erfuhr es erst gestern Nachmittag. Sie hat mir so oft Sonderwünsche erfüllt, war immer so aufgeschlossen und nett, hatte stets einen aufbauenden Spruch auf Lager - dieser Frau wollte ich gern ein kleines Geschenk zum Abschluss überreichen. So kam ich gestern aus meiner Nähstube vor fast Mitternacht nicht heraus und beglückte mich selbst mit einem Farbenrausch, den ich wohl intuitiv richtig zusammenstellte.


Aus dem Schnipselstapel wird wieder ein Grundstoff zusammengestellt. Dieses Mal betone ich alle geraden Linien mit rechts und links parallel dazu genähtem Geradstich.

Vorderseite

Auf der Rückseite müssen die am Ende der Geradstichlinien mitten im Stoff endenden Fäden verknotet werden.

Rückseite mit verknoteten Fadenenden

Für das Futter wähle ich dieses Mal einen dünnen Futterstoff in Schwarz, der die Farbigkeit des Außenstoffs noch mehr unterstreicht. Er erscheint auf der Oberseite des Täschchens dann als Einrahmung der Öffnung.


Da der Schlitz beim Einfüllen der 10 Papiertaschentücher etwas sperrt, erhält er einen kleinen Verschluss. Dazu nähe ich eine Knopföse aus Stoff, auf die ich einen grünen Knopf (als Fake) aufnähe. Er dekoriert die Schlaufe lediglich. Darunter nähe ich einen schwarzen Druckknopf an, mit dem das Täschchen geöffnet und geschlossen wird.

Als Hintergrund für die folgenden Fotos diente mir mein neues Frühlingstuch mit dem Namen "Eukalyptustuch".



Die Rückseite des Täschchens

Das kleine Geschenk würde auch zu der vor ein paar Tagen gefertigten Handtasche passen.

Heute Mittag nun kam der spannende Moment der Übergabe. Die Beschenkte hat sich sehr gefreut ("Toll, da habe ich immer etwas, was mich an Sie denken lässt!") ... und ich erst - denn:

Sie trug ein schwarzes Oberteil und dazu einen apfelgrünen feinen Schal!

Neue Machart

Kein Teil wird wie ein vorheriges, selbst meine Techniken ändere ich oft von einem Projekt zum nächsten. Nur so bleibt der Spaß des Neukreierens erhalten. Und nur so bleiben die Ergebnisse originell, weil sie halt absolute Unikate sind.

Heute nähe ich ein Tachentuchtäschen, für das ich den Stoff von Anfang an selbst kreiere. Ein Haufen Schnipsel bildet die Ausgangslage.


Nach Lust und Laune füge ich nun Schnipsel zusammen, wobei Größe und Form keine Rolle spielen. Nur die Farben setze ich so zusammen, dass sich schöne Kontraste ergeben.

So setze ich ein Stück ans andere ... bis ein Stoffstück entstanden ist, aus dem ich nach dem vorhandenen Schnitt ein Rechteck ausschneiden kann.

Vorderseite
Die schäbigere Rückseite - sie erinnert mich an Eva Schmutterers Collagenrückseiten

Nun suche ich für den Futterstoff, der ja auf der Vorderseite später den Öffnungsschlitz umrandet, eine harmonierende Farbe aus und schneide ihn zu.



Bevor ich den Futterstoff annähe, gestalte ich den Außenstoff mit lustigen Mustern, die ich mit einem weißen Stoffmalstift auftrage.



Der Futterstoff wird rechts auf rechts auf den Außenstoff genäht und das Ganze wird umgestülpt. Nun wird direkt am Futterstoffstreifen entlang einmal mit Steppstichen genäht.


Gabriele zeigt in einem kleinen Video genau, wie's geht.

Der Verschluss ist nur mit einem Knopf dekoriert, darunter verbirgt sich ein Druckknopf, mit dem man das Täschchen öffnen und schließen kann.


Den Namen schreibe ich mit einem Stoffmalstift auf den Futterstreifen. So sieht das Täschchen von der anderen Seite aus:


Kreatives Chaos

Ihr wollt mal sehen, wie es bei mir aussieht, wenn ich gerade in einer kreativen Phase bin? Na dann ... bitte:


Stoffe, aus denen ich etwas zugeschnitten habe, auch die verschiedenen Bügelvliese und die Papierschnitte fliegen nach dem Zuschneiden einfach auf den Boden hinter mir. Am Bügelbrett wird geschnippelt, gebügelt, konfektioniert, auf dem Tisch unter dem Fenster wird genäht, auf dem rechten Tisch sind die meisten Werkzeuge zu finden. Wenn sie sich nicht mal wieder unter irgend etwas anderem verstecken.

Die Unordnung macht mir allerdings nicht viel. So lange ich gerade an einem Projekt arbeite. Dann aber muss ich dringend aufräumen, sonst macht mir der Beginn von etwas Neuem keinen Spaß. 

Allerdings liebe ich in manchen Dingen - aus praktischen Gründen - auch die Ordnung:


Ein Holzrest, ein paar Nägel reingehämmert und schon ist die geordnete Garnunterbringung fertig. Gepaart nach Ober- und Untergarnspulen. Bei den vielen Stoffen, die ich verarbeite, muss ich nämlich häufig das Nähgarn wechseln. Da ist es sehr hilfreich, wenn man viele Untergarnspulen hat, die man immer passend zum Obergarn zum Auswechseln parat hat.

Sonntag, 23. April 2017

Tasche "Energy-Spiral" fertig

Gestern wurde die Tasche mit der orangegrünen Energiespirale fertig. Daher gab ich ihr den Namen "Energy Spiral".

Hier dokumentiere ich den Werdegang und gebe auch den einen oder anderen Tipp.

Den Schnitt für diese Tasche habe ich dieses Mal selbst entworfen, nachdem ich ja schon einige Taschen genäht habe und nähtechnisch bereits einige Kenntnisse habe.

Hier ist der Schnitt für den Taschenkörper zu sehen, den ich auf Packpapier gezeichnet habe und gleich mit den wichtigsten Informationen zur Ausführung der Tasche versehen habe, so dass ich den Schnitt später noch einmal verwenden kann. 



Die Taschenklappe wird von oben nach unten etwas breiter. So wird sie gut über den Taschenkörper fallen. Den Schnitt übertrage ich auf den mit Bügeleisen fixierten Stoff, dann schneide ich beide Stoffe (Ober- und Unterstoff) in gleicher Größe aus. Dann  wird der Oberstoff mit starkem Bügelvlies, der Unterstoff mit Volumenvlies verstärkt.

Außerdem fertige ich eine Paspel. Dazu gibt es im Internet bereits viele anschauliche Tipps und Tutorials. Meine Paspel ist gefertigt aus grünem Schrägband und einer dünnen Kordel. Die Paspel wird nach Fertigstellung zwischen Ober- und Unterstoff genäht. Auch das wird in entsprechenden Tutorials erklärt.



Und so sieht die fertige Taschenklappe von der Rückseite aus:



Nun ist der Taschenkörper dran. Ich suche für diese Tasche einen stark kontrastierenden unifarbigen BW-Stoff aus. Die Farbe ist Grüntürkis.

Da der Taschenkörper auch eine gewisse Festigkeit haben soll, verstärke ich die beiden Stoffteile mit einem steifen Bügelvlies.



Nun nähe ich drei kleine Utensilientäschchen, die sich nachher direkt unter der Taschenklappe befinden. Sie sollen unten herausschauen und der Tasche einen zusätzlichen farbigen Kick geben. Auch diese aus doppelter Stofflage gefertigten Täschchen werden einseitig mit kräftigem Bügelvlies verstärkt und so aufgenäht, dass sie sich oben etwas öffnen (leicht schräg zugeschnitten, aber gerade aufgenäht).



Nun wird für die Seiten des Taschenkörpers ein 10 cm breiter Streifen im gleichen Grün zugeschnitten, das schon die Unterseite der Taschenklappe hat.

Bevor der Streifen an Vorder- und Rückseite des Taschenkörpers angenäht wird, wird er mit steifem Bügelvlies verstärkt und bekommt auf der einen Taschenseite eine orangefarbige Schlaufe aufgenäht, an der ein Karabinerhaken befestigt ist. In diesen kann man z. B. einen Schlüssel oder einen Taschenanhänger einhängen. Dazu komme ich später noch ...

So sieht der Taschenkörper bis jetzt aus:



Der nächste Schritt ist das Annähen der fertigen Taschenklappe. Sie wird rechts auf rechts außen an die Taschenrückwand gesteckt, mit einer Geradstichnaht befestigt und dann hochgeklappt. Ein zweites Mal wird sie später mit dem Taschenfutter zusammen gefasst, wenn dieses mit dem Taschenkörper zusammengenäht wird.

Auf dem nächsten Foto sieht man auch die kleine Schlaufe mit dem Karabinerhaken (Altmessing) etwas besser:



Zur Verstärkung von Taschenböden habe ich mir eine ganze Rolle mit einer Art starker Plastikfolie gekauft (fühlt sich an und riecht auch wie PVC), die man mit einem Rollschneider oder mit einer starken Schere einfach in der gewünschten Größe zuschneiden kann. Diese Rolle war ein Schnäppchen, da sie als Rest im Laden herumstand. Ich habe sie für 6 € bekommen und sie wird viele Verstärkungen hergeben.




Den zugeschnittenen Folienstreifen lege ich nun innen in den Taschenkörper, und zwar genau an dem grünen Seitenstreifen entlang. Später wird man diesen Streifen, wenn man die Tasche waschen möchte, einfach herausnehmen können. Er könnte sonst die Tasche beim Waschen beschädigen, da er doch ziemlich scharfe Kanten hat. Da sich der Streifen zwischen Taschenkörper und Futter befinden wird, soll das Futter auf dem Boden einen Reißverschluss bekommen, damit man an den Verstärkungsstreifen herankommt. (Der hier gezeigte  Reißverschluss passt farblich nicht, wird noch ausgetauscht.)



Der Taschenkörper ist fertig und ich entscheide mich für einen türkisblauen Stoff für das Futter und die Innenseite des Gurts, der außen in dem gleichen Grün fortlaufen soll, den schon der Taschenumlauf hat.



Der Gurt - einseitig mit starkem Bügelvlies verstärkt (10 cm breit und 1 m lang aus zwei Stoffen zugeschnitten) ist fertig genäht und am Taschenkörper rechts auf rechts angesteckt.




Den Probedruck aus meiner Druckwerkstatt wollte ich nicht einfach wegwerfen. 



Also nähte ich einen doppelseitigen Anhänger daraus, auf dem ich auch die Initialen der Auftraggeberin aufzeichnete. Den Anhänger kann die Besitzerin dann auch entfernen, wenn sie möchte, vielleicht nur zu bestimmten Gelegenheiten anhängen. 




Nun kommt das Taschenfutter dran. Auch das bekommt drei Täschchen für Kleinkram, wieder abgesetzt in Violett-Tönen. Auf der Rückseite des Futterteils nähe ich einen Tunnel auf für eine Rückseitenverstärkung, die man zum Waschen einfach herauszieht.


Sie wird der Tasche eine festere Form verleihen.



Nachdem das Taschenfutter - auch mit einem Seitenstreifen zusammengefügt und in diesem Fall mit Volumenvlies verstärkt, da dieses etwas geschmeidiger ist - fertig genäht ist, stecke ich alle anhängenden Teile (Taschenklappe und Gurt) IN DIE AUF LINKS GEWENDETE TASCHE HINEIN - stopf stopf ...

Tragegurt nach innen stecken!

Taschenklappe nach innen stecken!

Das Innenfutter wird mit einem farblich passenden Reißverschluss versehen, der unten in der Mitte verläuft und quasi auch noch ein Geheimfach versteckt.



Der fertige Futterbeutel wird nun rechts auf rechts in den Taschenkörper gesteckt und am oberen Rand angenäht.



Zu diesem Zweck habe ich mir ein Hilfsmittel gekauft - ein Wonder Tape (9 m Länge, ca. 7 €, man kommt sehr lange damit aus). Das ist ein sehr schmales doppelseitiges Klebeband, mit dem man zu nähende Teile, die man wegen ihrer Dicke nicht zusammenstecken kann, vorher aufeinander fixiert. Das erspart viel kniffelige Arbeit. 

Hier möchte ich z. B. Innen- und Außenkörper der Tasche an den Seitennähten genau aufeinandernähen, dabei gleichzeitig die Nahtzugaben nach außen halten. Das ist mit dem Wonder Tape einfach zu bewerkstelligen, indem man die Nahtzugaben vorher fixiert.

Wonder Tape aufkleben, Papier abziehen, Nahtzugabe umknicken und festkleben. Der Klebstoff verschwindet nach dem ersten Waschen.


Durch das Fixieren mit dem Wonder Tape bleibt die Nahtzugabe
auch beim Nähen in der richtigen Richtung liegen.

Nachdem das Futter eingenäht, die Tasche umgestülpt und am oberen Rand einmal rundherum abgesteppt ist, fehlt nur noch ein Druckknopf zum Verschließen (Altmessing) und mein Label:



Fertig ist die Tasche "Energy Spiral" und nun bin ich gespannt, ob die Auftraggeberin sie mögen wird. Falls nicht, wird es meine Tasche bleiben - ohne Anhänger natürlich. Ein ideal dazu passendes Tuch habe ich gerade heute fertig gestrickt.



Am Boden ist der Reißverschluss zu sehen,
der zum Geheimfach führt bzw. den Zugang zur Bodenverstärkung ermöglicht.