Sonntag, 2. Juli 2017

Wahres Glück entsteht immer aus dem eigenen Inneren!

Oder ...

KREATIVITÄT : MAINSTREAM
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Liebe(r) Blogbesucher(in),

ich weiß nicht, wie Du auf dieses neue Taschenprojekt von mir reagiert hast. Vielleicht bist Du beeindruckt. Vielleicht aber ... na ja ...


Nun - eines vorweg - dieses Projekt hat mich zwei Tage schlimme Rückenschmerzen gekostet. Wieso das? Ich verstand es selbst nicht, da mich bisher meine Taschenprojekte immer sehr belebt haben und es mir immer sehr gut dabei ging.

Also setzte ich mich mal ganz ruhig hin und schaute in meinem Inneren nach. Was war da los? Wann fing das an?

Wie kam es zu dieser Tasche?
Ich sah in einem Patchworkheft eine Tasche mit dem Titel “Hüttenzauber”. Ich möchte sie hier aus urheberrechtlichen Gründen nicht abbilden, sie nur beschreiben. Auf der Tasche waren ländlich-rustikale Motive und Muster angeordnet. Der Stoff stellte für sich schon eine Art fertiges Patchwork dar. Sicher war der/die Designer/in zutiefst glücklich, als er/sie den Stoff fertig entworfen hatte.

Mir gefiel die Tasche auf Anhieb. Sie sah irgendwie gemütlich aus, man hatte so viel anzuschauen, das machte sie interessant.

Ein paar Tage später schlenderte ich gemütlich durch unsere Nachbarstadt und entdeckte obigen “Gemüsestoff” in meinem Lieblingsstofflädchen. Er war ähnlich gedruckt, halt auch im Patchworkstil. Er war gar nicht teuer. 3,50 € für gerade so viel Stoff, dass er für genau die Tasche und ein Kramtäschchen dazu reichen sollte. Die Filetspitze fand ich zu grob, hatte auch keine Lust, eine zu häkeln, also kaufte ich eine geklöppelte (klöppeln kann ich nicht) in meinem Handarbeitsladen. Dann ging es ans Nähen. Ich hielt mich genau an die Anleitung.
Dabei empfand ich einige Widerstände.
  1. hatte der Stoff Knicke, die nicht mal durch Dämpfen zu beseitigen waren
  2. enthielt er einen großen Anteil Polyester (daher war er wohl auch so billig) und war  recht steif und hart
  3. sollte der Stoff mit Volumenvlies und Schabrackenvlies (nacheinander) unterbügelt und dann gequiltet werden – dabei schimpfte ich ständig vor mich hin “Nee, quilten ist nicht mein Ding, nee, gar nicht!” Die Fußbewegungen auf dem Nähmaschinenpedal waren von großer Anspannung im ganzen Körper begleitet, denn jeder Neuansatz musste ein paarmal vor- und zurückgenäht werden, damit die Fäden halten und die Nähte nicht auftrieseln. Natürlich hat das Quilten eine tolle Wirkung, es macht den Stoff plastischer – aber ich kam später drauf, warum das alles nicht mein Ding ist.
  4. gelang mir das Futter (aus dem gelben Stoff) beim ersten Mal nicht. Ich hatte die falschen Seiten zusammengenäht, so dass es zu lang und zu schmal wurde. Okay, daraus entstand dann der Brötchenbeutel. Das Futter musste ich noch einmal nähen.
  5. rollte sich die Spitze hoch und ich musste sie mit feinen Stichen am Untergrund befestigen.
Am zweiten Tag dieses Projekts hatte ich gegen Abend fürchterliche Rückenschmerzen. Mir war erst nicht klar, warum, doch nach meinem rückblickenden Brainstorming (siehe 1. – 5.) ging mir eine Laterne auf:
Nur meine Von-Grund-auf-Eigenkreationen haben eine belebende Wirkung auf mich!
Kannst Du das nachvollziehen?
So gehe ich auch hin und wieder über Basare, Ausstellungen etc., wobei mich – ja, ich möchte sagen, grundsätzlich – nur solche Sachen ansprechen, an denen man erkennt, dass jemand ganz aus sich heraus, also schöpferisch tätig geworden ist. An denen ich “seine persönliche Handschrift” erkennen kann.
Neulich war ich mit meinen Strickfreundinnen zusammen. Eine von ihnen hat lange Zeit auch Taschen und Quilts genäht. Ich bekam auch einiges zu sehen. Ich wunderte mich, dass mich nur wenig ansprach. Als wir aber in ihr Terrassenzimmer kamen, sah ich an der Wand einen total irren Wandbehang. Meine Freundin sagte dann dazu: “Ich liebe es ja, Sachen aus Heften nachzuarbeiten, aber diesen Wandbehang habe ich mal so ganz frei erschaffen – ganz ohne Plan, einfach so drauflos aus allen Resten, die ich so hatte.”

Ich habe ihr nicht gesagt, dass dieser Wandbehang das einzige Stück ist, das ich toll finde, aber ich habe ihr schon deutlich gemacht, dass ich den besonders toll finde. Er strotzte nur so vor Lebendigkeit und machte mir sofort gute Laune. Gleichzeitig habe ich gedacht - daran erinnere ich mich noch sehr gut! - dass ich ÜBERHAUPT keine Lust habe, Sachen aus Heften nachzuarbeiten.

Und doch habe ich es bei meinem jüngsten Projekt getan. Ui ui, ich habe mich verführen lassen vom Mainstream. Blöööd!
Aus dieser Erfahrung wird umgehend ein neues Projekt geboren ... es sitzt noch im Ei – das knackt aber schon deutlich. Lass Dich überraschen ...
Und noch eine sehr interessante Erfahrung: Ich brauche jetzt erst mal gar keine Stoffe mehr zu kaufen. Aus allen Ecken und Enden fließen sie mir zu, pass auf: 
  • In meiner sich wöchentlich treffenden Nähgruppe bringt immer wieder mal jemand abgelegte Stoffe und Stoffreste mit, mal aus einem Nachlass, mal selbst nicht mehr Gebrauchtes, was wir dann alle fröhlich miteinander austauschen.
  • Ein guter Freund (Witwer) hatte eine sehr kreative Frau mit außerordentlich gutem Geschmack. Von ihm bekomme ich immer wieder mal hochwertigen Stoff als Mitbringsel.
  • Eine Freundin Monika hat gründlich ausgemistet und dabei hochwertige Kleidung (teils Loden-, Wollstoffe, edle Blusenstoffe) vor der Entsorgung in der Altkleidersammlung mir angeboten.
  • Die Inhaberin eines Cafés hat mir angeboten, alte Tischdecken aus ihrem Café (gute skandinavische Ware) nicht wegzuwerfen, sondern mir zu geben. Sie haben hier und da mal ein kleines Loch oder einen leichten Fettfleck, sind aber teilweise noch zu verwenden.
  • Alle Bekannten und Verwandten erfahren von mir, dass ich abgelegte Krawatten gebrauchen kann. Nicht wegwerfen!
Mit all dem kann man unglaublich kreativ herumspielen. Selbst mit kleinsten Stoffschnipseln – da macht dann sogar Patchwork Spaß! Siehe dies (schon früher hier gezeigt):



Es ist mir eine Lehre daraus geworden - die Rückenschmerzen bessern sich bereits.

Wahres Glück entsteht immer aus dem eigenen Inneren!

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Dieses neue Taschenset - das habe ich gerade beschlossen - wird nicht in meine Rêvant-Uli-Modellsammlung aufgenommen.

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