Mittwoch, 14. März 2018

Nähanleitung für Dummies - "Stuhlkissenbezug"

Ein Kissenbezug ist im weitesten Sinn irgendwie auch eine Tasche, daher passt die Anleitung auch in dieses Blog.

Heute will ich zeigen, wie man zu einer vorhandenen Stuhlkissenauflage einen neuen Bezug näht. Als ich das beim ersten Mal gemacht habe, ging ich mit nur sehr wenig Erfahrung daran. Da ich durch das Nähen von Taschen inzwischen viel dazugelernt habe, gelingt mir ein solcher Bezug heute viel besser und handwerklich korrekter.

Ich werde nun in Bildern zeigen, wie man vorgehen muss:

Der alte Kissenbezug - er hat eine gute Qualität (gefällt uns nur nicht mehr), auch das Sitzkissen darin, das wir vor über 30 Jahren bei einem Raumausstatter fertigen ließen, ist noch in Ordnung. Wer neue Stuhlkissen fertigen möchte, sollte sich solche Schaumstoffinlets bei einem Polsterer oder Raumausstatter bestellen. Ich verwende die Inlets der alten Kissen, da sie noch gut erhalten sind.

Der Bezug ist entfernt und wird für den Schnitt noch gebraucht. Hier ist das Inlet zu sehen - eine Schaumstoffplatte, die an den Ecken rund geformt ist. Die Platte ist mit einem Vlies bezogen. So lässt sie sich besser mit dem Stoff beziehen, da der auf der Platte dann besser verschiebbar ist.

Die Kante, die zur Stuhllehne hin zeigt - hier werden am Bezug der Reißverschluss und die Bändchen sitzen.

Ich fertige nach dem alten Bezug einen Schnitt für die beiden Seiten des Bezuges an. Dabei nehme ich sehr sorgfältig die Maße der Vorlage ab und berücksichtige rundherum die Nahtzugabe von 1 cm. Wenn man dies sehr genau ausführt, erleichtert das später das Nähen.

Der Bezugsstoff wird doppelt zugeschnitten. Bei diesem gestreiften Stoff muss man das Muster beachten. Es soll auf Ober- und Unterseite des Kissens fortlaufen. Dazu schneidet man den Bezug mit doppelt gelegtem Stoff zu, wobei die gleichfarbigen Streifen genau aufeinander liegen müssen.

Für die Bändchen drehe ich mit dem Handmixer aus einem festen Baumwollgarn zwei Vierfachkordeln, die nicht zu locker sein sollten. Die Länge beträgt jeweils ca. 80 cm (wird später zur Hälfte gelegt). Wer will, kann natürlich auch farblich passende Schrägstreifen nehmen oder aus dem vorhandenen Stoff passende Bändchen nähen. Ich wollte es mir nicht zu kompliziert machen und finde diese Lösung auch gut.

Auf der Reißverschlussseite des Bezuges wird der Stoff jeweils um einen Zentimeter nach innen gedämpft.

Die Bezugflächen werden rechts auf rechts gelegt. Dabei wird genau Knick auf Knick gelegt und diese Linien werden im mittleren Bereich mit Nadeln vorläufig zusammengesteckt. Hier ist viel Sorgfalt erforderlich! 

Nun werden die Kordeln zur Hälfte gelegt und mit der Schlaufenseite rechts und links mit geringem Abstand von den Seiten zwischen die beiden Stofflagen gelegt. Dabei sollten die Schlaufen etwas über die Nahtzugabe hinausschauen.

Der Verlauf der Kordel ist hier mit zwei hellen Linien angedeutet (unter dem Stoff bis in die rechte untere Ecke des Bildes). Am roten Pfeil schaut sie dann heraus. Eine Klammer hält die Kordel fest.

Dies wird an beiden Seiten gleich vorgenommen.

Mit einem Stift wird ca. 4 cm vom Rand eine Markierung gezeichnet (Pfeil), bis zu der die Naht genäht werden wird. Zwischen den Markierungen bleibt dann der Schlitz für den Reißverschluss frei.

Beim Nähen der beiden kurzen Strecken wird gleich auch die Kordel mit ein paar Zickzackstichen vor- und rückwärts zusätzlich gesichert. Dies wird später eine stark strapazierte Stelle sein!

Die zusammengenähten Stoffe werden nun auf die andere Seite gedreht, so dass rechts nach oben zeigt. Ich bügele den Schlitz für den Reißverschluss mit Dampf noch einmal sorgfältig nach.

Ich fixiere die so voreinander stoßenden Stoffstücke mit einem Iso-Band oder einem Malerkreppband. Dieses muss sich hinterher spurlos wieder entfernen lassen.

Ich entferne die heraushängenden Fädchen (roter Pfeil) sorgfältig, damit sie später nicht den Reißverschluss blockieren. Am türkisfarbigen Pfeil schneide ich die Nahtzugabe jeweils etwas ein, damit sie sich nach beiden Seiten auseinanderlegen lässt.

Ich klebe auf die Oberseite des passend zugeschnittenen Reißverschlusses (vom Meter, der ist viel preiswerter!) Stücke eines Stoffklebebandes. Kleine Stückchen reichen zum Fixieren, das spart Geld. Mit der Spitze einer Stickschere entferne ich die Papierflächen.

Ich klebe den Reißverschluss mit der rechten Seite auf die Unterseite des Bezugsstoffes, und zwar so, dass die Zäckchenreihe GENAU MITTIG unter den Schlitz kommt. Die Reißverschlussenden sollten über die Schlitzenden hinausreichen.

Auf der Vorderseite kann ich nun den Klebestreifen entfernen und überprüfen, ob der Schlitz geschlossen aussieht.

Zur Sicherheit stecke ich den Reißverschluss von der Vorderseite aus noch mit ein paar Stecknadeln fest und nähe dann im Abstand von wenigen Millimetern den Reißverschluss im Steppstich an (Reißverschlussfuß / Stichlänge 3 mm).

So sieht der befestigte Reißverschluss auf der Rückseite aus.

An den Enden habe ich jeweils ein paar Stiche quer über den Reißverschluss genäht, dreimal vor und zurück, denn der Zipper muss ja an beiden Enden gestoppt werden.

Die Bändchen binde ich auf der Außenseite zu einer Schleife zusammen, damit sie beim Zusammennähen der Bezughälften nicht dazwischen geraten. WICHTIG: Der Reißverschluss muss jetzt geöffnet werden, sonst kann man den Bezug nachher nicht wenden.

Den Bezugstoff lege ich nun sehr sorgfältig rechts auf rechts, stecke den Rand mit Nadeln zusammen und achte dabei darauf, dass die Streifen GENAU aufeinander treffen (roter Pfeil). Dann nähe ich einmal um den Kissenrand herum (Stichlänge 2 mm).

Anschließend schneide ich die Ecken und die Reißverschlussenden etwas zurück (Pfeile).

Auch die Nahtzugabe an den Rundungen wird vorsichtig zurückgeschnitten.

Der Bezug wird jetzt auf rechts gedreht und einmal von beiden Seiten gedämpft.

Nun nehme ich das Inlet und falte es längs zur Hälfte, um es möglichst gleichmäßig in den Stoff ziehen zu können.


Komm - kriech rein!

Ich stecke das Inlet sorgfältig in alle vier Ecken und streiche den Stoff gleichmäßig darüber aus.

Ich schließe den Reißverschluss, führe dabei einen Finger hinter dem Reißverschluss mit, damit er sich nicht im Vlies des Inlets verhakt.

Die heraushängenden Kordeln versehe ich mit einem Knoten und richte ihre Länge nach der Vorgabe des alten Bezuges.

Fertig - passt!

Anbinden - setzen bitte!


Auf die gleiche Weise gefertigt!

Ich hoffe, Du fühlst Dich nun auch in der Lage, Kissenbezüge für Deine alten Stuhlkissen zu nähen, selbst, wenn Du blutiger Nähanfänger bist.

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